1. Oktober 2025 - Stolli @ Deutsche - Less me
- Stolli

- 16. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Die Memoiren des Stolli, ach nein, vielleicht wenn ich 100 werde...
...aber ein kleiner Rückblick auf 44 Jahre Deutsche Bank muss dann doch sein!
1 August 1981, das klingt lang her und ist es irgendwie auch...
1981 2025
Foto von Bewerbung - Schaut ganz schön ernst
der Herr - ob ich wusste was auf mich zukommt😁
...ich kann mich allerdings noch genau an den Einstellungstest erinnern, wir waren nach dem Nachnamen sortiert und damit war ich ziemlich weit hinten, es folgte eine kurze Vorstellungsrunde mit Namen und warum man gerade bei der Deutschen Bank die Ausbildung machen möchte - Ein späterer Mit-Azubi, hat gesagt, dass er gerne mit Menschen / Kunden zu tun haben möchte, Kommentar vom Leiter der Ausbildungsabteilung: Dann könnte er ja auch an der Stadionkasse von Fortuna Düsseldorf arbeiten... oh, oh, die folgenden Gründe waren bestimmt auch nicht besser aber das war dann der einzige Kommentar dieser Art.
Nicht mal den Ausbildungsvertrag als Bankkaufmann in Düsseldorf durfte ich alleine unterschreiben da ich noch nicht 18 war und ich kann mich noch erinnern, dass ich wegen meinem angeborenen Herzfehler noch zur Nachuntersuchung musste und da kam raus, das ich wegen Rot/Grün-Farbsinnschwäche keine Eignung zum Elektriker hätte - Puh Glück gehabt, dass die Bank gerade keinen gebraucht hat...
...Der Ausbildende zahlt dem Auszubildenden eine "angemessene" Vergütung in Höhe von DM 755,- im ersten Lehrjahr, klingt gar nicht so viel aber gefühlt war es mehr als ordentlich...
...das Rheinische Grundgesetz war ja im Rheinland zum Glück Teil des Lehrvertrages...
…ob das jetzt so stimmt, sei mal dahingestellt.
Aller guten Dinge sind 11
Artikel 1: Et es wie et es.(„Es ist, wie es ist.“) Sieh den Tatsachen ins Auge, du kannst eh nichts ändern.
Artikel 2: Et kütt wie et kütt.(„Es kommt, wie es kommt.“) Füge dich in das Unabwendbare; du kannst ohnehin nichts am Lauf der Dinge ändern.
Artikel 3: Et hätt noch emmer joot jejange. („Es ist bisher noch immer gut gegangen.“) Was gestern gut gegangen ist, wird auch morgen funktionieren.Situationsabhängig auch: Wir wissen es ist Murks, aber es wird schon gut gehen.
Artikel 4: Wat fott es, es fott. („Was fort ist, ist fort.“) Jammer den Dingen nicht nach und trauere nicht um längst vergessene Dinge.
Artikel 5: Et bliev nix wie et wor. („Es bleibt nichts wie es war.“) Sei offen für Neuerungen.
Artikel 6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet. („Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, fort damit.“) Sei kritisch, wenn Neuerungen überhandnehmen.
Artikel 7: Wat wells de maache? („Was willst du machen?“) Füg dich in dein Schicksal.
Artikel 8: Maach et joot, ävver nit zo off. („Mach es gut, aber nicht zu oft.“) Qualität über Quantität.
Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch? („Was soll das sinnlose Gerede?“) Stell immer die Universalfrage.
Artikel 10: Drinks de ejne met? „Trinkst du einen mit?“) Komm dem Gebot der Gastfreundschaft nach.
Artikel 11: Do laachs de disch kapott. („Da lachst du dich kaputt.“) Bewahre dir eine gesunde Einstellung zum Humor.
Jetzt wird es ernst, ab dem 17.8.1981 heißt es 3 Tage Einführung in der Ausbildungsabteilung am Karlsplatz, die Altstadt direkt um die Ecke (wobei Altbier seinerzeit noch nicht mein Ding war) um das "nötige" Rüstzeug für den Start in der Zweigstelle Oberbilk zu haben....
...was wir Azubis, oder waren wir noch Lehrlinge, auf jeden Fall gelernt haben ist das Austrennen des Kohlepapiers aus dem Überweisungsträger, peinlicher als die Überweisung vor dem Kunden zu zerfetzen geht ja wohl auch nicht, oder doch...
...oh doch, leider schon, ich kann mich an eine Begebenheit erinnern als ich in der Zweigstelle mit dem Rücken zum Tresen (also wie in der Altstadt) rumgelümmelt habe als mich mein Ausbilder seltsam angelächelt hat - Ich dreh mich um und sage Was? zum Kunden; Er entgegnet ganz freundlich, Das heißt wie bitte...
...mein roter Kopf hat sicher bis zur Konzernzentrale geleuchtet.
Eine Begebenheit der besonderen Art war als wir Azubis den Aufzug in der Ausbildungsabteilung, 8 statt erlaubter 4 waren dann wohl doch zu viel, zum Erliegen bekommen haben, zum "Dank" durften wir jeder einen Aufsatz über die korrekte Nutzung von Aufzügen verfassen😩 , ob unsere Pamphlete immer noch in den Tresoren der DB schlummern?
Abschlussprüfung im Mai 1983, die DB übernimmt mich in die ZEVA (Zentrale Effektenverwaltungsabteilung), meine erste Reaktion? Ich kündige!
Nun, es war halt so ziemlich das Langweiligste was ich während meiner Lehre kennengelernt habe, dass die Wertpapierabwicklung mit allen Facetten mal mein geliebtes Zuhause werden sollte konnte ich mir damals nicht mal im Alptraum vorstellen...
Ob nun Devisensicherung, Abwicklung von Kapitalmaßnahmen (Corporate Actions sagt man wohl Heute), Effektive Wertpapiere, Zins- und Dividendenzahlungen, Überträge von Kundenbeständen von/an andere(n) Banken, alles mal gemacht, dieser Gesamtüberblick sollte mir in späteren Jahrzehnten immer mal wieder von Nutzen sein....
...Anfang der 90èr die zentrale Abwicklung von Wertpapiergeschäften in Düsseldorf begleitet und als alles perfekt funktionierte hat die liebe Zentrale in Frankfurt alles übernommen, ganz schön "gefickt eingeschädelt" um mit RTL Samstag Nacht zu sprechen...
...und wer wechselt im Juni 1994 auch nach Frankfurt? Klar der Stolli, mein Begrüßungstermin mit der netten Dame von der Personalabteilung (HR gab es noch nicht) lief toll...
...am nächsten Tag hat die Dame die Bank verlassen, lag hoffentlich nicht an mir....
ZEVA war Geschichte, die Namen der Abteilungen wechseln manchmal schneller als die Jahreszeiten und die nächsten Jahre (1995 Einführung von der guten alten DB Trader Plattform - wie oft sollte die abgeschaltet werden aber Totgesagte leben oft länger als man denkt) das erste Mal sprach man von Projekten - etwas, das mich später wieder einholen würde...
Ende der 90èr ab zu einer DB Tochter, Aufbau eines Middle Offices, irgendwie war man dort der Meinung, das dieser Bereich ein Sammelbecken von Tätigkeiten ist die man nicht machen wollte, mmhhh.
Der Aufbau ging recht flott und weg war ich schon wieder und zurück ins Reich, die nächsten knapp 20 Jahre hieß es Projektmanagement im Wertpapierumfeld, was sich aufgrund der langen Zeit vielleicht nicht spannend anhört, aber in der Regel durch die vielschichtigen Themen super interessant war und ich habe so viele tolle Leute kennen gelernt.
Im Juni 2007 hieß es Geschichte für die papierhafte Personalakte, die Bank hat sie mir auf meinen Wunsch zugesandt....
...Ähnlichkeiten sind unverkennbar aber die Unterschrift gibt Abzüge in der B-Note...

...wenn ich mir anschaue mit welchem Text ich mich damals beworben habe, hätte mit geringfügigen Änderungen für diverse andere Berufe gepasst....
So langsam nähern wir uns der Ist-Zeit und in 2019 möchte sich die Bank vom Geschäftszweig in dem ich tätig bin trennen, na das passt doch prima, klingt nach DEAL!
Also Abwicklung des Bereiches übernehmen, ich habe quasi den Schlüssel zum finalen Abschließen in der Hand, der ideale Set-up für eine Altersteilzeitvereinbarung...
...was soll ich sagen, 44 (4*11 - da holt mich das Rheinische Grundgesetz wieder ein) Jahre Deutsche Bank, es hätte mich und vielleicht auch die Bank schlechter treffen können...
...ich habe so viele tolle Menschen, von denen einige auch zu Freunden wurden, kennengelernt....
...und damit heißt es Ciao Deutsche und wie schon Trude Herr seinerzeit "Niemals geht man so ganz, Irgendwas von Dir bleibt hier" sang, allerdings wünsche ich weder den Kollegen und erst recht nicht mir, dass ich zukünftig als Poltergeist durch die Gänge schlurfe😆
Stattdessen werde ich mich mit dem Eintritt in die passive ATZ weiter tollen Reisen, Wandern und meinem Blog widmen

und nebenbei ein Ehrenamt bei der
Herzstiftung im Bereich Darmstadt / Darmstadt Dieburg wahrnehmen.
Und natürlich meinem Motto seit Jahrzehnten treu bleiben: Always look on the bright side of life von Monty Python, es geht immer weiter mit Madness One Step Beyond und allzeit bereit zum Time Warp 😏







Lieber Stolli,
Respekt. Ich ziehe den Hut und verneige mich. Sehr schön geschrieben....Vielen Dank für Deine Unterstützung in den letzten 26 Jahren. Bleib wie Du bist und genieße weiterhin die Zeit. Alles, alles Gute für Dich. Vergiss uns nicht ganz...
Ralf D.
Es ist kaum zu glauben, dass man es 44 Jahre bei einem einzigen Arbeitgeber aushält ;-). Das kann nur mit viel Humor, einer positiven Lebenseinstellung und einer guten Prise Fatalismus gelingen (Stichwort: "Et kütt wie et kütt"). Und ich würde sagen, am Ende hat es sich gelohnt, also auf jeden Fall RESPEKT! Und es war eine Freude, einen weiteren gewohnt witzig und spritzig geschriebenen Beitrag zu lesen.
Super Idee von dir und was für eine Zeitreise. Und Respekt für 44 Jahre Deutsche Bank!
Ich wünsche dir alles Gute und "always look on the bright side of life!"